… ab 1900

Auszug aus 500 Jahre St. Barholomäi zu Belgern, Rückblick auf 100 Jahre Gemeindeleben

Orgelgeschichte(n)

Unseren Archivaufzeichnungen war zu entnehmen, dass bereits 1786 der Bau einer neuen Orgel durch Johann Tobias Gottfried Trost genannt wird. Die jetzige Orgel wurde 1844 von der Orbelbauanstalt Johann Gottlob Mende, Leipzig, gefertigt. Bis heute gibt es noch sieben spielbare Orgeln dieser einstigen Firma.

1917 verrichtete die Firma Rühlmann Orgelbau aus Zörbig verschiedene Arbeiten, u.a. am Orgelprospekt, was wohl mit der Abgabe von Zinnpfeifen im 1. Weltkrieg zusammen hing.

1929 fanden wir von der Orgelbauanstalt Arno Voigt aus Bad Liebenwerda einen Kostenvoranschlag für nötige Reparaturen. Der Auftrag kam wahrscheinlich nicht zustande.

1936 riet die Firma Voigt nach einer Inspektion , dringend eine Reparatur durchführen zu lassen. So heißt es in einem Schreiben an Pfarrer Bolte, “einzelne Holzpfeifen seien so vom Wurm zernagt, dass sie fast unbrauchbar geworden, andere sich auf dem Weg dahin befänden. Sobald im Frühjahr die Wärme käme, entschlüpften die verpuppten Raupen und die Käfer legten wieder Millionen Eier…” Bis zu diesem Zeitpunkt musste die erforderliche Luft zum Beterieb der Orgel manuell erzeugt werden. Der “Kalkant” hinter der Orgel bekam vom Organisten durch einen Klingelzug das Zeichen zum “Treten”. Mit ganzer Körperkraft wurde ein Balken niedergetreten. Dies wiederholte sich ständig und wie mit einer großen Luftpumpe wurde dadurch der Blasebalg gefüllt, der wiederum die Luft kontinuierlich an die Orgelpfeifen abgab. Diese Einrichtung ist heute noch zu sehen und verrichtete auch nach der Kriegszeit noch ihre Dienste.

1936 machte die Firma Rühlmann aus Zörbig einen Kostenvoranschlag für ein Zentrifugal-Orgelgebläse, das mit einem Drehstrommotor von 0,75 PS gekkoppelt wurde. Diese Gebläse lieferte 13 m³ Luft pro Minute mit einem Druck von 120m/m WS. Gleichzeitig beklagte die Firma den Mangel einer zarten Begleitstimme und schlug vor, statt des Kornetts im 2. Manual eine Flauto dolce einzubauen.

1936 kam es zu einer Bestandsaufnahme aller Kirchenorgeln der Kirchenprovinz Sachsen. Im Rundschreiben des Konsistoriums heißt es: “Die Bestandsaufnahme erweist sich als notwendig, weil nach Erfahrung bei Umbauten von Orgeln nicht immer mit der Notwendigen Sachkenntnis und Schonung der musikalischen und künstlerischen Werte, vor allem älterer Orgeln, verfahren wird. Jede Änderung einer Orgel bedarf der Genehmigung des Konsistoriums, bei denkmalgeschützten Werken zusätzlich der des Provinzialkonservators.” Dazu mussten unzählige Fragebögen beantwortet werden.

1937 wurde ein Pflegevertrag mit der Firma Rühlmann aus Zörbig über die jährliche Durchsicht und das Stimmen der Orgel abgeschlossen.

1953 nam die Orgelbaufirma Lahmann aus Leipzig eine umfangreiche Reparatur in Angriff. Sie umfasste die Registratur, Mechanik und die Schleifladen, ein Klirrfaktor wurde beseitigt und eine Wurmbekämpfung mit Xylamon vorgenommen. Der Spieltisch und die Manualklaviaturen wurden aufgearbeitet sowie die Pedalmechanik. Der Orgelrevisor bescheinigte der Firma Lahmann eine “gute Arbeit an der 1843/44 von Mende erbauten unter Denkmalschutz stehenden vorzüglichen Orgel.” Er lobte die außergewöhnliche Tonschönheit und Reinheit der Register. “Die Kirchengemeinde Belgern könne zu dem Besitz dieser schönen Orgel, zu ihrer trefflichen Erhaltung und zu dem überlegegenen Dispositionsprinzip nur beglückwünscht werden…!”

1973 erhielt die Orgelbauanstalt Voigt, Bad Liebenwerda, eine weitere Generalüberholung für dringlich. Der Kostenaufwand war demzufolge enorm. Da ein Antrag auf Baubeihilfe beim Konsistorium bewilligt wurde, konnte die Großreparatur erfolgen. Gleichzeitig wurde ein neuer Pflegevertrag abgeschlossen.

Brandneu ist ein Gutachten über unsere Orgel, erstellt von der Firma Schuke-Orgelbau Potsdam. Das Ergebnis der Untersuchungen war umfangreich, aber die Möglichkeit der Realisierung dürfte wohl an der Finanzierbarkeit scheitern. Der lange Jahre wirkende Kantor und Organist Manfred Freytag wusste durch geschicktes Handeln selbst manche Komplikation an der Orgel zu beheben. Die klangschöne und volltönende Orgel erfreut regelmäßig zu Weihnachten, aber auch zu den Gottesdiensten, den Auftritten der Kantorei oder bei Orgelkonzerten viele Gäste.

Für die notwendige Erhaltung dieser wertvollen Orgel besteht ein eigenes Spendenkonto.”